Bürgerverein MeinFranklin kritisiert weiterhin hohe Dichte und oberirdisches Parkhaus – Infrastruktur auf Franklin am Limit
Mannheim, 30. Oktober 2025 – Die Entwicklung des Baugebiets Sullivan Süd im Stadtteil Franklin sorgt weiterhin für Diskussionen und wird von zahlreichen Anwohner:innen mit Sorge betrachtet. Im Juli 2025 hatte der Investor Gateway Real Estate seine Entwürfe erstmals öffentlich im Bezirksbeirat Käfertal vorgestellt. Geplant ist, auf dieser Grundlage einen vorhabensbezogenen Bebauungsplan durch die Stadt zu erstellen.
In der Sitzung des Bezirksbeirats wurde insbesondere der hohe Verdichtungsgrad der Planung kritisch hinterfragt. Auch der Bürgerverein MeinFranklin brachte dort bereits seine Bedenken ein. In der Folge verfasste der Verein eine schriftliche Stellungnahme, die an die Gemeinderatsfraktionen übermittelt wurde. Begleitend dazu fanden persönliche Gespräche mit mehreren Fraktionen statt, in denen der Bürgerverein die Perspektive der Anwohnerschaft nochmals detailliert schilderte.
Am 22. Oktober 2025 wurden überarbeitete Planungsunterlagen in einer kurzfristig angesetzten öffentlichen Informationsveranstaltung im Alten Kino Franklin präsentiert – ein gut besuchter Termin, der das große Interesse im Stadtteil unterstrich.
Zentrale Kritikpunkte bleiben bestehen
Die vorgenommenen Änderungen gehen aus Sicht des Bürgervereins und vieler Bürger:innen nicht weit genug – sie verschärfen die Herausforderungen zum Teil sogar noch.
Autoarmes Quartier gefährdet – Parkhaus setzt falsches städtebauliches Signal
Ein zentrales Problem bleibt das geplante, oberirdische Parkhaus mit sechs Ebenen – ein massiver, fensterloser Baukörper direkt am Platz der Freundschaft und damit am Eingang zu Franklin. Es dient ausschließlich dem Stellplatznachweis für das Quartier. Das vorgesehene Gebäude widerspricht den Zielen eines autoarmen Stadtteils und setzt ein städtebaulich falsches Signal. In allen anderen Bereichen Franklins wurden Investoren verpflichtet, Tiefgaragen zu realisieren. Ziel war es, den Autoverkehr unter die Erde zu bringen, um oberirdisch mehr Raum für Grünflächen und Aufenthaltsqualität zu schaffen. Für Sullivan Süd droht nun ein Rückschritt.
Zwar ist positiv zu bewerten, dass nun ein Teil der Stellplätze in einer Tiefgarage untergebracht werden soll und die zur Quartiersseite gerichtete Fassade des Parkhauses begrünt wird – das Grundproblem bleibt jedoch bestehen.
Zusätzliche Verdichtung ohne Entlastung
Der neue Entwurf erhöht die Anzahl der Wohneinheiten um rund 90 – bei ohnehin bereits hoher Dichte. An den Gebäudehöhen wurde nichts verändert. Die Lage am Platz der Freundschaft, dem repräsentativen Eingang zu Franklin, erfordert aus Sicht des Vereins eine deutlich sensiblere städtebauliche Gestaltung. Das geplante Quartier ist auf viele Jahrzehnte ausgelegt – umso wichtiger sind Architektur, Bauweise und Aufenthaltsqualität von Anfang an. Ein gut funktionierendes Quartier entsteht nicht nur durch Nutzungsmischung, sondern auch durch durchdachte architektonische Strukturen – mit Licht, Freiraum, Proportion und Maßstäblichkeit.
Ungleichgewicht in der sozialen Mischung
Trotz Reduzierung des geförderten Wohnraums von 80 % auf 60 % bleibt das Verhältnis einseitig. Die Absenkung ergibt sich im Wesentlichen aus der geplanten Erhöhung der Wohneinheiten und nicht aus einer tatsächlichen Neugewichtung der Wohnformen. Eine stärkere Durchmischung mit frei finanziertem und selbstgenutztem Wohnraum ist aus Sicht des Vereins notwendig, um soziale Balance und langfristige Stabilität zu ermöglichen.
Im neuen Quartier Sullivan Süd werden ganze Gebäude entweder als geförderter oder als frei finanzierter Wohnraum geplant – eine Durchmischung innerhalb der Häuser findet nicht statt. Der Bürgerverein sieht darin eine verpasste Chance, ein wirklich durchmischtes und lebendiges Quartier zu schaffen.
Infrastruktur überlastet – kein Spielraum für zusätzliche Belastung
Franklins Infrastruktur – insbesondere Schulen, Kitas, sichere Schulwege und Nahversorgung – ist bereits heute am Limit. Die Franklinschule zählt zu den größten Grundschulen Deutschlands. Im Rahmen der Informationsveranstaltung haben sich mehrere Eltern eindringlich und mit großer Leidenschaft zu Wort gemeldet. Ihre Sorge: Diese Überlastung darf nicht auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden.
Man kann Wohnungsbau nicht losgelöst von der Machbarkeit und der finanziellen Potenz der Stadt Mannheim betreiben. Ohne verbindliche Zeit- und Ausbaupläne für notwendige Infrastruktur ist eine zusätzliche Verdichtung nicht zu verantworten. Andernfalls droht die Verschärfung sozialer Schieflagen – mit weitreichenden Folgen für die Stadtgesellschaft.
Soziale Infrastruktur und wohnungsnahes Gewerbe – Beteiligung erwünscht
Gewerbe und soziale Infrastruktur sind zentrale Bausteine für ein gelingendes Miteinander. Viele Bewohner:innen orientieren sich mangels Angeboten bereits heute in andere Stadtteile. Umso wichtiger ist es, dass im neuen Quartier ein Quartierstreff sowie wohnungsnahes Gewerbe (z. B. Cafés oder Kioske) vorgesehen sind – beides wird ausdrücklich begrüßt. Besonders positiv hebt der Bürgerverein hervor, dass der Investor eine Bürgerbeteiligung bei der Entwicklung des Konzepts für den Quartierstreff angekündigt hat.
Der Bürgerverein MeinFranklin appelliert an Politik, Verwaltung und Investor, die Bedenken aus dem Stadtteil ernst zu nehmen und gemeinsam an einer qualitätsvollen, tragfähigen Lösung zu arbeiten – ohne überstürzte Entscheidungen, sondern mit dem nötigen Maß an Zeit und Sorgfalt, die ein so bedeutendes Projekt verdient.
Über den Bürgerverein MeinFranklin
Der Bürgerverein MeinFranklin ist eine unabhängige Initiative engagierter Bewohner:innen. Mit über 220 Mitgliedern vertreten wir die Interessen der mehr als 7.000 Anwohner:innen des Stadtteils Franklin. Wir setzen uns ein für ein lebendiges, sozial gerechtes und ökologisch zukunftsfähiges Franklin – mit Raum für Begegnung, echter Bürgerbeteiligung, guter Anbindung und einem starken Miteinander im Stadtteil und mit Käfertal.
